So geht es auch: Schulschach an einer kleinen Grundschule im Bayerischen Wald
Mit Lisa Pongratz gewann erstmals ein Mädchen vor vielen Jungen die Schulschachmeisterschaft / Fast ein Drittel der Schulschach-Teilnehmer waren diesmal Mädchen
Erstmals in den letzten zehn Jahren gewann mit Lisa Pongratz (4b) ein Mädchen die Schach-Schulmeisterschaft an der Waldschmidtschule Eschlkam im Finale gegen Alois Eisenreich (4a). Insgesamt 46 Schülerinnen und Schüler, das ist rund ein Viertel der Grundschüler, werden an der Waldschmidtschule mit Schach vertraut gemacht. Zudem spielten die Dritt- und Viertklässler eine Klassenmeisterschaft und die Klassensieger anschließend eine Schulmeisterschaft aus. Bei den Mädchen gewann Lisa Pongratz (4b) gegen Amanda Pfeffer (3b). Bei den Buben setzten sich in den Halbfinalspielen zunächst die Viertklässler Alois Eisenreich (4a) gegen Alexander Adam (3a) und Florian Adam (4b) gegen Simon Pirzl (3b) durch, wobei dann Alois Eisenreich trotz anfänglichem Materialnachteil das Finale gegen Florian Augustin gewann. Das Superfinale gewann dann Lisa Pongratz gegen Alois Eisenreich. Bei den Drittklässlern siegte schließlich Alexander Adam gegen Simon Pirzl. Für jeden der 46 teilnehmenden Grundschüler gab es Urkunden, gesponsert von der Volksbank Furth im Wald und die drei Besten erhielten bei der Siegerehrung an der Waldschmidtschule drei Plaketten, gestiftet vom Schachclub Furth im Wald. Rektor Max Riedl verwies darauf, dass man bereits im zehnten Schuljahr in Folge an der Waldschmidtschule Schach spiele, teilweise in der Vorviertelstunde oder am Freitag in der sechsten Stunde, wenn viele Schüler nach ihrem regulären Unterricht frei hätten. Allerdings musste man die Schüler in Gruppen aufteilen, da das an der Schule vorhandene Spielmaterial nicht ausreichte. Riedl, der auch Vorstand des Further Grenzstadtschachclubs ist und die interessierten Schüler in Schach außerhalb seiner Stundenverpflichtung einführt, merkte an, dass Schulschach nur Animation sein könne, das königliche Spiel im Verein oder -weniger empfehlenswert- alleine mittels Computer zu erlernen. Schach komme besonders denen zu gute, die ein mathematisch-logisches Gespür hätten oder musisch kreativ sein würden und zudem Zweikämpferqualitäten gepaart mit hoher Frustrationstoleranz besitzen würden. Talent sehe man aber schon bei manchen Erstklässler, meinte Riedl, der im Alter von zehn Jahren von seinem Vater in das Schachspiel eingeführt wurde. Beim Schulschach gehe es bei den unteren Jahrgangsstufen um Spiele mit Schachfiguren, da das Geschehen auf einem ganzen Schachbrett noch kaum einer überblicken könne. In der dritten und vierten Klasse werde neben Räuberschach auch normales Turnierschach gespielt, bei dem die Spielstärkeunterschiede sehr groß sind. Ob jemand ein Schachspieler werde, das entscheide sich oft erst am Ende der Pubertät; in der Kindheit sei es wichtiger, Erfahrungen durch das Spielen selber zu machen. Dies sei besser als ein noch nicht erlebtes und erfahrenes Theoriewissen sich anzueignen. Wichtig sei ein gesundes Selbstbewusstsein, das Vermögen, trotz unvermeidlicher Niederlagen weiter zu lernen und viel Wille und Energie. Schach ist nicht nur ein Probierstein des Gehirns, wie es bei Goethe heißt, sondern eines der Spiele, das jeder ungeachtet von Alter, Rasse, Religion ein Leben lang spielend ausüben könne. „Außerdem kann ohnehin noch keiner fehlerlos Schach spielen - auch der Weltmeister verliert noch Partien“, verwies Riedl auf die im Mai erfolgte Weltmeisterschaft in Sofia, als der indische Weltmeister Anand seinen Titel trotz zweier Niederlagen knapp verteidigte. „Durch Schachspielen ist noch niemand dümmer geworden“, zitierte Riedl den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, einen leidenschaftlicher Schachspieler, dessen Sohn Präsident des Deutschen Schachbundes ist. Die Zuwachsraten im Schulschach sind weltweit groß. Auch deutschlandweit erlebe man bei den Kindern viel Interesse für Schach, erfuhr Rektor Riedl bei der Deutschen Lehrermeisterschaft in Oberkochen (Baden-Württemberg) im Februar dieses Jahres, bei der Riedl die Wertungsklasse der Grundschullehrer gewann. Auch im nächsten Jahr werde man wieder kleine Schachturniere an der Grundschule veranstalten.
Bildtext: Erste Schachzüge machten diese Schach-Schüler an der Waldschmidtschule Eschlkam.
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